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Der Begriff “Kauf auf Rechnung” ist mittlerweile in beinahe jedem Online-Shop zu finden. Und das nicht unbegründet: Denn der Kauf auf Rechnung ist die beliebteste Zahlungsart in Deutschland. Rund 29 Prozent der E-Commerce-Umsätze werden nach EHI-Studie „Online-Payment 2016“ per Rechnung erzielt. Der Anteil des Umsatzes über Rechnungskauf hat sogar im Vergleich zum Vorjahr um einen Prozentpunkt zugelegt. Auch in Österreich und der Schweiz gehört der Rechnungskauf zu den Zahlungsarten, die die Konversionsrate im Online-Shop steigern. Die Beliebtheit der Zahlungsmethode zeigt sich unabhängig von Altersgruppen. Besonderer Beliebtheit erfreut er sich bei Frauen im High-Fashion Bereich und bei Männern im Ticketing.
Was ist der Rechnungskauf?
Der Rechnungskauf ist eine Zahlungsoption für Kunden neben anderen Zahlungsarten wie beispielsweise Kreditkarte, EC-Karte oder PayPal. Wählt der Kunde beim Online-Kauf die Bezahlung per Rechnung, erhält er eine Rechnung mit einer Zahlungsaufforderung. Nach der Lieferung der Waren, wird die Rechnung per Banküberweisung beglichen. Die Rechnungsbegleichung erfolgt entweder direkt oder innerhalb des festgelegten Zahlungsziels. Auch kann vertraglich ein anderer oder auch mehrere Zeitpunkte für die Begleichung festgelegt werden, wie beispielsweise beim Ratenkauf.
Warum ist der Rechnungskauf so beliebt?
Die Motive für Käufer, den Rechnungskauf zu bevorzugen, können sehr unterschiedlich sein:
a) Zum Zeitpunkt der Bestellung muss noch keine Liquidität bereitgestellt werden, das Konto wird also geschont.
b) Falls die Produkte nicht den Vorstellungen entsprechen, können sie zurückgesandt werden, ohne dass die Rechnung vorher bezahlt und wieder rückabgewickelt werden muss.
c) Sicherheitsorientierte Käufer sind nicht bereit, sensiblen Bankdaten oder Kreditkarteninformationen über das Internet bereitzustellen, die von Internetkriminellen genutzt werden können.
Im Ergebnis ist bei allen drei Kategorien eine hohe Bereitschaft zum Kaufabbruch, falls der Rechnungskauf nicht eingeräumt wird.
Risikomanagement
Spiegelbildlich sind die Risiken und Chancen des Händlers zu sehen. Er muss einen Weg finden, zu hohe Risiken und Unwirtschaftlichkeiten aus den Risikosegmenten zu vermeiden und potentiell zahlungsfähige Kunden an sich zu binden.
Um hier diesen „goldenen Mittelweg“, das Gleichgewicht zwischen Umsatzsteigerung und Risikominimierung zu finden, sind die geeigneten Instrumente zu identifizieren und im Risikomanagement zu implementieren.
Scoring beim Rechnungskauf
Über ein Scoring können Kunden nach verschiedenen Risikoklassen eingeteilt werden. Handelt es sich beispielsweise um Stammkunden mit einer positiven Historie oder um Unternehmenskunden, ist keine weitere Risikoprüfung notwendig. Haben Händler über einen längeren Zeitraum Erfahrungen mit dem Rechnungskauf machen können, ergeben sich weitere Kriterien in der Scorecard. Dazu zählen zum Beispiel Bestellungen mit bestimmten Produktkombinationen oder Webmailer-Adressen, bei denen häufiger Betrugsabsichten dahinterstehen. Hier würde der Händler entweder keinen Rechnungskauf anbieten oder eine Bonitätsprüfung dazwischenschalten.
Rechnungskauf mit Bonitätsprüfung
Erfolgt eine Bonitätsprüfung, ist es wichtig, diese an der richtigen Stelle einzubinden. Für eine optimale Konversionsrate sollte die Bonitätsprüfung in Echtzeit direkt bei der Eingabe der Kundendaten erfolgen. Ist die Rückmeldung negativ, wird der Rechnungskauf bei der Auswahl der Zahlungsarten erst gar nicht angeboten. Wird die Bonitätsprüfung stattdessen erst nach Auswahl des Rechnungskaufs durchgeführt und dem Kunden bei negativer Beurteilung der Rechnungskauf verwehrt, muss der Händler damit rechnen, dass nicht nur die Bestellung ausbleibt, sondern der Kunde auch in Zukunft wegbleibt.
Eine Bonitätsabfrage über Anbieter wie die Schufa, die Universum Group oder Arvato ist nicht kostenlos. Der Einsatz lohnt sich jedoch.
Ratenzahlung als Zusatz-Option zum Rechnungskauf
Zunehmend bieten Händler auch die Ratenzahlung als Option beim Rechnungskauf an. War dies früher vor allem in der höheren Preisklasse üblich, gewinnt sie heute zunehmend auch bei günstigen Artikeln an Beliebtheit. Bei einem Ratenkauf bezahlt der Käufer den Kaufpreis in Ratenzahlungen. Die Höhe und Laufzeit der Raten kann der Kunde bis zu einem gewissen Grad selbst bestimmen. Allerdings hängt die Zeit, in der der Kunde den Kredit zurückzahlen kann, meist von der Nutzungsdauer der Ware ab.
Die Vorteile des Ratenkaufs
Durch den Ratenkauf wird es einem Käufer ermöglicht Dinge zu erwerben und zu nutzen, die er nicht sofort bezahlen muss. Dies macht Sinn, wenn der Käufer zwar über die nötigen finanziellen Mittel verfügt, diese jedoch in einer anderen Anlageform stecken und er nicht sofort über sie verfügen kann.
Benötigt ein Haushalt dringende Neuanschaffungen, wie beispielsweise eine Waschmaschine, und hat zu dem Zeitpunkt nicht genügend Bargeld, kann ein Ratenkredit empfehlenswert sein.
Für Händler lohnt sich der Ratenkauf, da Kunden so eher gewillt sind auch hochpreisige Produkte zu kaufen und der Warenkorb an Volumen gewinnt. Allgemein wird die Bezahlung für den Kunden flexibler und die Umsatzchancen des Händlers steigen.
Die Nachteile des Ratenkaufs
Oft überschätzt der Käufer seine wirtschaftlichen Verhältnisse und lässt sich zum Kauf verführen trotz schlechter finanzieller Lage. In vielen Fällen ist dies der erste Schritt in die Schuldenfalle. Zudem ist der Ratenkauf teurer als der Barkauf. Meistens sogar teurer als andere Kredite.
Kosten beim Rechnungskauf
Der Rechnungskauf erscheint auf den ersten Blick als eine günstige Zahlungsmethode, insbesondere wenn sie selbst im Unternehmen abgewickelt wird. Doch gerade beim Rechnungskauf gibt es viele versteckte Kosten, die bei einer Kalkulation analysiert und berücksichtigt werden sollen. Für die Abwicklung des Rechnungskaufs mit Rechnungsstellung, Zahlungseingangsprüfung und Verbuchung entstehen Prozesskosten. Für die Reduktion des Zahlungsausfallrisikos werden spezifische Risikomanagementprüfungen manuell oder mit verschiedenen Tools ausgeführt. Für die Bonitätsprüfung fallen weitere Kosten an.
Bezahlt ein Kunde nicht sofort, finanziert der Händler die Waren für den entsprechenden Zeitraum vor und muss dies in seiner Liquiditätsplanung kalkulieren. Beim Zahlungsausfall ergeben sich weitere Kosten im Mahnwesen und Inkasso bzw. durch die vollständige Abschreibung der Waren.
Rechnungskauf outsourcen?
Händler, die ihren Kunden den Rechnungskauf anbieten, können das Risikomanagement entweder selbst abdecken und dafür Auskunfteien beauftragen oder die gesamte Rechnungsabwicklung und das Risikomanagement outsourcen. Viele Unternehmen gehen dazu über, die Rechnungsabwicklung an spezialisierte Zahlungsdienstleister outzusourcen. Damit sparen sie interne Ressourcen und fixe Kosten.
Der gesicherte Rechnungskauf
Übernimmt der Dienstleister auch das Zahlungsrisiko, handelt es sich um den sogenannten gesicherten Rechnungskauf. Beim gesicherten Rechnungskauf hat der Händler eine Zahlungsgarantie und erhält die Auszahlung zu einem festen Zeitpunkt. Die Forderung wird direkt an den Dienstleister übergeben. Dieser wickelt die Zahlung ab und übernimmt das Risiko des Zahlungsausfalls. Dafür zahlt der Händler einen Aufpreis.
Anbieter von Rechnungskauf
In Deutschland gibt es eine Auswahl an Dienstleistern, die sowohl einzelne Leistungen als auch Bonitätsauskünfte anbieten oder Unternehmen, die sich auf den Rechnungskauf, Lastschrift und Ratenzahlung spezialisieren wie beispielsweise RatePay, die Universum Gruppe, Billpay oder Klarna.
Auch einzelne Payment Service Provider bieten inzwischen neben anderen Zahlungsarten wie Kreditkarte, Debitkarte, PayPal, den Rechnungskauf – gesichert und ungesichert - an. Diese entsprechenden Anbieter finden Sie auf unserem Anbieter Vergleich.
White-Label-Lösung bei der Rechnungsstellung
Rechnungskauf über Payment Service Provider wird immer beliebter. Allerdings befürchten viele Händler, dass es auf Verwirrung stößt, wenn der Kunde die Rechnung vom PSP bekommt, nicht vom Online-Shop selbst. Dieses „Problem“ kann durch „Whitelabeling“ behoben werden. Der PSP übernimmt hier weiterhin die Rechnungsstellung und die Kundenkommunikation, wird jedoch mit keinem Wort erwähnt. Alles läuft im Corporate Design des Online-Shops.
Das namentliche Erwähnen des Zahlungsanbieters kann auch einen positiven Einfluss auf Kunden haben. Online-Käufer achten bei ihrer Kaufentscheidung auf die Vertrauenswürdigkeit des Shops sowie, ob dieser auf verlässliche und bekannte Partner setzt. Eine Marke wie beispielsweise RatePay kann dem Käufer ein Gefühl von Sicherheit vermitteln und zusätzlich Vertrauen herstellen.