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Die Bedeutung von Disagio
Disagio (ital. für Abgeld) ist ein im Finanzwesen etablierter Begriff. Das Disagio bezeichnet den Abschlag vom Nennwert, der zum Beispiel bei einer Kreditgewährung oder der Ausgabe eines Wertpapiers oder einer ausländischen Währung vereinbart werden kann. Im Falle einer Kreditgewährung bedeutet das Disagio für den Darlehensnehmer eine Verteuerung seiner Verbindlichkeit. Für den Darlehensgeber erhöht sich durch das Disagio, das er einbehalten kann, seine Rendite.
Disagio im Kontext eines Online-Bezahlsystems
Im Online-Payment bezieht sich der Begriff Disagio speziell auf die Bezahlart mit einer Kreditkarte. Es handelt sich quasi um eine Abwicklungsgebühr, die die Partner-Bank des Online-Händlers, der sog. Acquirer, für die Abwicklung der anfallenden Bezahlungen per Kreditkarte erhält.
Grundlage für die Berechnung von Disagio
Die formale Grundlage für die Berechnung von Disagio ist der sog. Kreditkartenakzeptanzvertrag. Dieser Vertrag wird zwischen dem Händler und dem Acquirer abgeschlossen. Der Händler verpflichtet sich darin, die Kreditkarte als Zahlungsmittel zu akzeptieren. Weiter sind in diesem Vertrag geregelt z.B. die Prüfpflichten des Händlers bei der Entgegennahme von Kreditkartendaten, die Standards, die beim Umgang mit diesen sensiblen Daten zu beachten sind sowie die Höhe des Entgelts (Disagio), das vom Acquirer bei Umsatzauszahlungen auf die Bank des Händlers für seine Dienste einbehalten wird. Der Kreditkartenakzeptanzvertrag regelt auch, ob die Kreditkartenumsätze vom Acquirer täglich, wöchentlich oder monatlich an den Händler ausbezahlt werden. Diese Regelung ist für den Händler mit Blick auf die Steuerung seiner Liquidität von besonderer Bedeutung.
Höhe des Disagios
Das Disagio ist eine variable Gebühr, die im Kreditkartenakzeptanzvertrag geregelt wird. Sie beträgt in der Regel 0,6-5% des Kundenumsatzes. Ein Teil des Disagios geht als Interbankenentgelt - auch im Englischen Interchange Fee genannt - an die Bank des Karteninhabers. Seit Dezember 2015 beträgt das Interbankenentgelt in der EU maximal 0,3% des Transaktionswertes, in anderen Ländern weitaus mehr.
Dazu kommt eine Transaktionsgebühr, eine Grundgebühr sowie Gebühren für Rückbelastungen und Stornos. Die Höhe der Gebühren ist von vielen Faktoren abhängig wie beispielsweise der Branche, dem Transaktionsvolumen, der Warenkorbgröße oder den genutzten Leistungen. Händler sollten alle ein bis zwei Jahre ihre Verträge prüfen. Bereits bei kleinen Anpassungen des Disagios oder andern Gebühren können spürbare Kostenreduzierungen realisiert werden.
Prozess der Kreditkartenzahlung
Der Händler leitet die Kreditkarten- und Umsatzdaten –häufig über einen Payment Service Provider - an den Acquirer. Dieser verrechnet die Umsätze mit der kontoführenden Bank des Karteninhabers. Der Zahlungsbetrag fließt dann abzüglich des vereinbarten Disagios auf das Händlerkonto beim Acquirer und steht für die Dispositionen des Händlers zur Verfügung.
Die Bereitschaft, Kreditkartenzahlungen und die damit verbundenen Kosten (Disagio) zu akzeptieren
Für jedes Unternehmen ist die qualifizierte Kostenanalyse von zentraler Bedeutung. Für die Entscheidung des Online-Händlers ist häufig die gesamtheitliche Betrachtung von übergeordneter Bedeutung:
Dabei gilt im Online-Geschäft die Faustregel, dass die Bestellwahrscheinlichkeit mit der Zahl der zur Verfügung stehenden Bezahlmethoden steigt. Die bei den Kunden nach wie vor beliebtesten Bezahlmethoden Kauf auf Rechnung und das Lastschriftverfahren beinhalten für die Händler die größten Zahlungsausfallrisiken und sind deshalb bei ihnen am unbeliebtesten. Für den Händler ist häufig eine Abwägung zwischen der Erfüllung der Kundenvorstellungen, verbunden mit der Chance auf signifikante Umsatzzuwächse sowie steigenden Marktanteilen und einer höheren Kundenzufriedenheit und der Bereitschaft Risiken zu tragen, z.B. in Form von Zahlungsausfällen, vorzunehmen. Die dadurch bedingten Kosten können den Gewinn trotz eines höheren Umsatzes reduzieren.
Die Kosten für Kreditkartenzahlungen im Vergleich zu alternativen Zahlungswegen
Die Auswahl geeigneter Zahlungsverfahren kann für den Unternehmenserfolg von entscheidender Bedeutung sein. Neben unternehmensspezifischen Kriterien kann hier die von ibi research an der Universität Regensburg GmbH erstellte Analyse für den deutschen Online-Handel „Gesamtkosten von Zahlungsverfahren im E-Commerce – August 2016: Ergebnisse zu den Kosten von Kreditkarten nach der MIF-Verordnung“ eine gute Entscheidungshilfe bieten.
Quelle: eCommerce Leitfaden – Studien
Nach dieser Studie ist die Zahlung per Kreditkarte eines der günstigsten Zahlungsverfahren im Online-Handel: Bezogen auf einem in der Studie konfigurierten durchschnittlichen Warenkorb von 100,60 € war die Kreditkarte bei den direkten Kosten mit 0,91 € die günstigste Variante, bei den Gesamtkosten mit 2,94 % vom Warenkorb die zweitgünstigste Variante, nach der SOFORT-Überweisung mit 1,87 %. Die Gesamtkosten der Zahlung auf Rechnung wurden dagegen mit 8,31 % vom Warenkorb ermittelt und stellten die teuerste Variante dar.
Quellen:
Ibi Research
Novalnet – Lexikon Disagio
Reserve Bank of Australia – 2015-16 Review of Card Payments Regulation
Springer Gabler – Lexikon Disagio (German)
The New York Times – Credit and Debit cards
UnternehmerPortal – Online Payment